Ein ganzer Wald voller Musik (LZ 07/2009)
Hellsichtiges Spiel mit Vertrautem und Fremdem: Axel Plöger vor seinen Wald-Bildern in seinem Detmolder Atelier. (© Foto: Luetgebrune)
Detmold. Axel Plöger ist ein Fan des Teutoburger Waldes. Oft ist er dort unterwegs, manchmal mit der Kamera, immer mit aufmerksamem Blick. Beim Betrachten seiner Wald-Bilder aber wird es ganz deutlich: Für den Wald als realen Ort hat der Maler in Axel Plöger wenig übrig. Stimmt, sagt er. "Mich interessiert daran vielmehr die Musik."
Die Wald-Bilder des Detmolders, von denen einige noch bis zum 16. August in der Ausstellung "Warum Varus?" in der Städtischen Galerie Schwalenberg, Marktstraße 5, zu sehen sind, irritieren und faszinieren den Betrachter durch eine hellsichtige Balance aus Vertrautem und Fremdem. Der lichte Buchenbestand, der für das eine oder andere Bild Pate gestanden haben mag, scheint durch - aber die Atmosphäre passt nicht. Verklärt und entrückt wirken die Einblicke in den Wald. Mythisch. Und voller Musik. "Hier, die Rhythmen der Linienführung, die Farbklänge." Axel Plöger zeigt auf ein Bild und wechselt, während er erzählt, komplett ins musikalische Vokabular. Merkt das selbst und lacht. "Abstraktion - für mich ist das wie Musik. Da gehts weiter, auch sprachlich."
Gemalt hat Axel Plöger, der 1966 in Detmold geboren wurde, von klein auf. Nach der Schule wurde sein Interesse an der Kunst ernsthafter, er nahm das Studium an der Hochschule der Bildenden Künste in Kassel auf, das er 1994 mit dem Diplom für Freie Kunst abschloss. Zwei Jahre nach dem Abschluss ging er für sechs Jahre nach Peru, wo er unter anderem als Dozent für Malerei in der Nationalen Akademie der Schönen Künste in Lima tätig war. 2001 kehrte er nach Detmold zurück, wo er seither lebt und arbeitet.
Die figürliche Abstraktion ist ein Schwerpunkt seiner Arbeit, so zu sehen in seinen zumeist großformatigen Porträts. "Popmalerei interessiert mich sehr", sagt der Detmolder. Und wenn es etwa um die Kindersoldaten geht, die er porträtiert hat, dann fließt ein weiterer seiner Interessensschwerpunkte in die Arbeiten ein: "Was für einen Einfluss haben die Medien auf die Wirklichkeit?", fragt Axel Plöger. "Zum Beispiel die Kindersoldaten: Wir gucken uns das im Fernsehen an und haben im Grunde keine Ahnung, wie die Realität aussieht."
In Axel Plögers Sicht auf die Dinge, aus dem Blickwinkel konsequent zeitgenössischer Malerei, wird der Medienfilter sichtbar: Er zerteilt die Bilder der Porträtserie, wie von Videowänden sehen die Kindergesichter den Betrachter an.
Zwei bis drei Stunden pro Tag verbringt der Detmolder mindestens in seinem Atelier. Außerdem ist er als Dozent an der Volkshochschule und in der Kulturfabrik Hangar 21 sowie als Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik tätig. Auch als Multimediagestalter arbeitet er "neben der Kunst" - die Kasse muss schließlich stimmen. "Man braucht einen langen Atem, wenn man die Kunst ernsthaft betreiben will", sagt Axel Plöger. Schritt für Schritt die eigene malerische Position herausschälen, lernen, das wegzulassen, was ihn nicht interessiert: Daran arbeitet der Detmolder intensiv. "Im Moment habe ich noch immer das Gefühl, da malen ganz viele andere mit, wenn ich meine Arbeiten ansehe." Aber er bleibt dran - der Ahnung wegen, dass da eine ganz eigene Grundidee ist. Und aus dem Wissen heraus, dass deren Entwicklung einfach Zeit braucht. "Ich habe noch zehn, fünfzehn Jahre." Axel Plöger lacht. Ein Lachen, das keine Sekunde lang darüber hinweg täuscht, dass es ihm sehr ernst ist mit der Kunst.
Lippische Landeszeitung, 18.07.2009 " Ein ganzer Wald voller Musik " (Barbara Luetgebrune)