LZ-Serie: "Kunst & Kohle" (2): Der Detmolder Maler Axel Plöger über den Unterschied zwischen Preis und Wert (LZ 12/2014)
Das Format spielt auch eine Rolle bei der Preisfindung: Wichtig aber, so Axel Plöger – hier in seinem Detmolder Atelier –, sei der Faktor, mit dem die Maße multipliziert würden. Dieser wächst mit dem Marktwert von Kunst und Künstler. (© Preuß)
Detmold. Kunst + Markt = Kunstmarkt. Für Axel Plöger ist das eine Gleichung, die nicht aufgeht. "Zwischen Kunst und Kunstmarkt muss man eine dicke Trennlinie ziehen", sagt er. So leicht ist das aber gar nicht.
Axel Plöger ist auf jeden Fall für den Bereich Kunst zuständig. In seinem Detmolder Atelier malt er - mit dem Anspruch, von seiner künstlerischen Arbeit zu leben. Das sei nicht immer einfach, räumt er ein. "Aber ich habe mich für dieses Leben entschieden."
Dazu gehört auch, seine eigenen Arbeiten mit Preisen zu versehen. Die berechnet Axel Plöger nach einer Formel, derer sich viele Künstler bedienen. Höhe und Breite eines Bildes werden addiert und mit einem bestimmten Faktor multipliziert. "Dieser Faktor ist das Entscheidende", sagt Axel Plöger. Und der wächst eben doch mit Marktwert von Kunst und Künstler. "Vor fünf oder sechs Jahren habe ich mit einem Faktor von 7 angefangen. Heute multipliziere ich mit 15."
Anfangs, erinnert sich der Maler, habe er seine Bilder ganz billig verkauft. "Ich war so begeistert, dass sich überhaupt jemand für meine Kunst interessiert." Die Zusammenarbeit mit Galerien habe ihm dabei geholfen, seine Berechnungen auf professionellere Füße zu stellen. "Man muss den Faktor langsam steigern, in Anknüpfung an den realen Markt", sagt Axel Plöger. "Bei meiner 'Wald-Serie' damals habe ich gesehen: Wenn die Leute eine bestimmte Summe für ein Bild bezahlen, dann hat es diesen Wert." Wichtig sei tatsächlich die allmähliche Preissteigerung. "Wenn jemand erst mal 2000 Euro für ein Bild zahlt, rutscht die Schwelle für alle anderen auch nach oben." Rückschritte schaden nicht nur im Moment dem Geldbeutel des Künstlers, sondern langfristig seinem Marktwert.
"Das ist eine Gefahr, gerade wenn junge Künstler schon früh auf dem Markt sehr gefragt sind, aber noch nicht arriviert. Dann wird es schwer für sie, neue Wege einzuschlagen", sagt Axel Plöger und nennt ein Beispiel: "Die 'Jungen Wilden' in den 80er Jahren wurden erst wahnsinnig gehyped. Nach fünf Jahren wollte die keiner mehr haben." Ein Galerist, der einen Künstler solide aufbaue, und nicht mit Blick auf den eigenen Gewinn zu schnell zu teuer werde, sei entscheidend.
Neue Wege: Die spielen in Axel Plögers künstlerischem Werdegang eine zentrale Rolle. Er arbeitet in Projekten und Phasen, erfindet sich immer mal wieder neu. Dass dies die Vermarktung seiner Arbeiten nicht leichter macht, ist ihm bewusst. "Galeristen finden es super, wenn ein Künstler eine bestimmte Handschrift hat, das macht die Sache für sie und die Käufer verlässlicher."
Das große Aber schiebt er direkt hinterher: "Ich kann nicht irgendetwas malen, so lange es mich nicht interessiert. Ich mache auch keine Auftragsarbeiten mehr - damit werde ich nicht glücklich und der Käufer wahrscheinlich auch nicht 100-prozentig. Ich will mich nicht langweilen bei dem, was ich tue." Das sieht er als die große Freiheit seines selbst gewählten Lebens an.
Das ist indes kein Weg zu schnellem Reichtum. Wer es darauf anlege, mit Kunst reich zu werden, müsse sich auf Messen tummeln. "Leute, die augenfällige Sensationskunst machen, kommen da gut weg", sagt Axel Plöger. Nicht, dass er den Traum vom Markterfolg nicht mitträumen würde - aber keinesfalls um den Preis, gefällig zu werden. "Man kann sich Kunst nicht ausdenken, dann ist sie nicht echt. Dann ist sie eine Kopie von etwas, das man schon gesehen hat", sagt Axel Plöger. "Man muss Kunst leben. Und etwas Eigenes wird erst nach vielleicht 20 Jahren sichtbar." 20 Jahre, in denen ein Künstler arbeitet, ausprobiert, sich künstlerisch weiterentwickelt. Dazu braucht es einen langen Atem. "Man muss cool bleiben": So formuliert es Axel Plöger.
Der Detmolder glaubt an einen Wert von Kunst, der sich nicht in Arbeitszeit und verwendeten Materialien messen lässt, sich aber auch nicht in Fantasiepreisen niederschlägt. Ein Kunstmarkt, auf dem 100.000 Euro für ein Bild gezahlt werden, ist ihm verdächtig. Genau wie Käufer, die nicht mehr aufs Bild gucken, sondern nur noch auf den Preis. "Mir geht es nicht um’s Reichwerden", sagt Axel Plöger. "Aber ich möchte gesellschaftliche Anerkennung. Und vom Malen leben können."
Lippische Landeszeitung, 12/2014 "LZ-Serie: Kunst und Kohle" (Barbara Luetgebrune)